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10. September 2025

OECD Mindeststeuer, E-ID & Abstimmungen: Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Die Schweizer Unternehmens- und Finanzwelt steht in diesem Herbst an einem Scheideweg. Gleich mehrere Entwicklungen könnten die Steuerlast, die digitale Infrastruktur und die Prüfungslandschaft nachhaltig verändern. Im Zentrum stehen:

  • die Abstimmungen vom 28. September 2025 (e-ID und Zweitwohnungs-Steuer),
  • die OECD-Mindeststeuer und das geplante GIR-Reporting,
  • neue Prüfungsstandards für weniger komplexe Unternehmen (ISA for LCE),
  • sowie ein angespanntes Umfeld im kantonalen Steuerwettbewerb.

Abstimmungen vom 28. September 2025

e-ID-Gesetz

Die Vorlage für eine staatliche elektronische Identität (e-ID) steht sinnbildlich für den nächsten Schritt in der Digitalisierung der Verwaltung. Für Unternehmen im Treuhand- und Prüfungsumfeld eröffnet das Chancen: digitale Unterschriften, Verwaltungsratserklärungen oder Vollmachten könnten künftig einfacher und sicherer abgewickelt werden.

Beispiel: Eine GmbH, die heute für jede Statutenänderung physische Unterschriften einholen muss, könnte den Prozess künftig vollständig digitalisieren – mit rechtsgültiger Signatur.

Pro: Vereinfachte Prozesse bei KYC, Signaturen und Kundenportalen; höhere Sicherheit.
Kontra: Abhängigkeit von staatlicher Infrastruktur; Kosten für Systemintegration.

Zweitwohnungs-Steuer – indirekter Weg zur Eigenmietwert-Reform

Die Vorlage sieht vor, dass Kantone künftig spezielle Zweitwohnungs-Steuern einführen dürfen. Politisch gilt sie als Schlüssel, um den umstrittenen Eigenmietwert langfristig abzuschaffen.

Auswirkungen:

  • Eigentümer könnten künftig keine Hypothekarzinsen mehr abziehen, was die Finanzierung von Wohneigentum verteuern würde.
  • Für Zweitwohnungen in Ferienregionen entstünde eine kantonal sehr unterschiedliche Steuerbelastung.

Pro: Einfacheres Steuersystem, weniger Ausnutzung von Abzugsmöglichkeiten, potenziell fairere Verteilung.
Kontra: Verlust steuerlicher Abzüge, Unsicherheit für Bauherren und Investoren, kantonaler Flickenteppich.

OECD-Mindeststeuer & GIR-Reporting

Seit 2024 gilt die OECD-Mindeststeuer (15 %) für grosse Unternehmensgruppen. Ab 2025 will der Bund zusätzlich ein GloBE Information Return (GIR) einführen – ein einheitliches Reporting über Steuerzahlungen und Gewinne in allen Ländern, in denen ein Konzern aktiv ist.

Praxis:

  • Für multinationale Konzerne mit Schweizer Teilgesellschaften steigt der Daten- und Dokumentationsaufwand erheblich.
  • ERP-Systeme, Konsolidierungssoftware und BI-Tools müssen erweitert werden, um die GIR-Daten zuverlässig abzubilden.
  • Auch inländische Tochtergesellschaften können betroffen sein, wenn sie Teil einer internationalen Gruppe sind.

Pro: Einheitliches Reporting, mehr Transparenz, geringere Risiken bei internationalen Steuerprüfungen.
Kontra: Hoher Implementierungsaufwand, zusätzliche Prüf- und Abstimmungsarbeiten, erhebliche Kosten für IT-Anpassungen.

Standortpolitik: Steuerwettbewerb bleibt volatil

Im Mai 2025 haben die Stimmbürger im Kanton Zürich eine Senkung der Gewinnsteuern deutlich abgelehnt. Das zeigt: kantonale Unterschiede bleiben bestehen und Unternehmen müssen ihre Standortentscheidungen noch sorgfältiger abwägen.

Konsequenz:

  • Für Firmen mit internationaler Ausrichtung bleibt die Schweiz attraktiv – aber die kantonale Belastung kann zunehmend ein Wettbewerbsfaktor werden.
  • Auch die politische Stimmung verändert sich: die Bevölkerung wägt Steuererleichterungen für Firmen zunehmend gegen die Finanzierung öffentlicher Aufgaben ab.

Pro: Stabile Einnahmen für Kantone, klare Priorisierung öffentlicher Investitionen.
Kontra: Weniger Spielraum im Steuerwettbewerb, geringere Attraktivität für Neugründungen.

Wirtschaftsprüfung: LCE-Standard & Künstliche Intelligenz

Die International Standards on Auditing for Less Complex Entities (ISA for LCE) werden in der Schweiz voraussichtlich ab 2026 anwendbar. Ziel: KMU-Prüfungen effizienter gestalten, ohne das Prüfungsziel zu verwässern.

Parallel entwickelt sich der Einsatz von KI in der Wirtschaftsprüfung:

  • Journal-Entry-Screening,
  • Vollprüfungen ganzer Datenbestände,
  • Mustererkennung bei Anomalien.

Aber: Das professionelle Urteil und die Verantwortung der Revisoren bleiben zentral.

Pro: Effizienzsteigerung, Fokus auf risikorelevante Prüfungsfelder, schnellere Ergebnisse.
Kontra: Notwendige Weiterbildung der Prüfer, mögliche Überabhängigkeit von Algorithmen, Investitionen in Technologie.

Handlungsempfehlungen für CFOs & Finanzleiter

Kurzfristig (0–3 Monate):

  • Szenarien für die Abstimmungen vorbereiten (insbesondere Eigenmietwert & e-ID).
  • GIR-Reporting: Datenanforderungen prüfen, erste Testläufe im Reporting starten.
  • Prüfen, ob ISA for LCE für die eigene Prüfung relevant wird.

Mittelfristig (3–12 Monate):

  • Standortstrategien aktualisieren: kantonale Unterschiede, Förderlogik, Infrastruktur.
  • Digitale Identitäten (z. B. e-ID) in Portale & interne Prozesse integrieren.
  • IT & BI-Systeme auf GIR-Datenstruktur vorbereiten.

Wir begleiten unsere Mandanten bei:

  • OECD-Mindeststeuer & GIR: Aufbau Reporting, Kontrollsysteme, Disclosure-Texte.
  • Abstimmungs-Impact-Analysen: Eigenmietwert, e-ID, Standortfolgen.
  • Prüfungsplanung: Anwendung des ISA for LCE, Integration digitaler Tools.
  • Standortszenarien: Steuerliche Vergleiche, Standort- und Investitionsentscheidungen.

Kontaktieren Sie uns – wir übersetzen komplexe Regulierungen in klare Entscheidungen.

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Autor

Joshua Meng

Joshua Meng

Eidg. Berufsmaturität Wirtschaft & Dienstleistungen, Prozessoptimierung